TVE Ich bin dabei

Geschäftsleiter Florian Ostendorf im Interview mit dem Wirtschaftsforum

27.02.2025

Der TV Emsdetten ist weit mehr als ein Handballverein – er ist ein wichtiger Impulsgeber für die Region. Geschäftsleiter Florian Ostendorf erklärt, warum er den Begriff "Sponsoring" im Profisport für zum Teil überholt hält und stattdessen auf echte Partnerschaften setzt. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht er über die Vision des TVE, seine regionale Verantwortung und die Rolle des Profisports als Brücke zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Ein spannendes Projekt, das nicht nur sportlich, sondern auch strategisch neue Maßstäbe setzt. 

Wirtschaftsforum: Herr Ostendorf, wie sind Sie in Ihre aktuelle Rolle als Geschäftsleiter des TV Emsdetten gekommen? 

Florian Ostendorf: Ich bin seit drei Jahren Geschäftsleiter der TVE Marketing GmbH. Davor war ich unter anderem bei der Agravis Raiffeisen AG in Münster im Bereich der Live-Kommunikation und des Konzernsponsorings tätig. Als ehemaliger aktiver Handballer und Trainer kenne ich die sportliche Perspektive. Diese Kombination aus Kommunikationserfahrung sowie Kenntnisse im Sportsponsoring auf Unternehmensseite sowie die sportliche Leidenschaft zum Handball haben mich, nach sehr intensiven und guten Gesprächen mit Heike Schürkötter und Frank Wiesner schließlich zu dieser Aufgabe geführt. Zusätzlich habe ich ein Zertifikatsstudium als European Handball Manager der EHF an der Sporthochschule Köln abgeschlossen, um meine Managementkompetenzen und das Netzwerk weiter auszubauen. 

Wirtschaftsforum: Was macht den TV Emsdetten als Verein so besonders? 

Florian Ostendorf: Der TVE ist nicht nur ein Handballverein, sondern ein Leuchtturmprojekt für die gesamte Region. Seit über 35 Jahren findet in Emsdetten Spitzenhandball statt. Auch der Breitensport in der Handballsparte boomt total. Wir bewegen in den letzten Jahren regelmäßig über 2.000 Zuschauer pro Spiel. Damit gehören wir deutschlandweit zu den Top 20 im Zuschauerdurchschnitt im Handball – Wir sind das größte regelmäßige Event im ganzen Kreis Steinfurt. Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Tradition, stetiger Weiterentwicklung des Event, gerade für junge Zielgruppen und einer engen Bindung zur Wirtschaft und Gesellschaft vor Ort. 

Wirtschaftsforum: Wie sieht diese Zusammenarbeit mit der Wirtschaft konkret aus? 

Florian Ostendorf: Ich bevorzuge den Begriff "Partnerschaften" statt Sponsoring. Es geht um eine gegenseitige Wertschöpfung, die weit über den reinen finanziellen Beitrag hinausgeht. Unternehmen nutzen den TVE gezielt als Kommunikationskanal, um zum Beispiel ihre Arbeitgebermarke in der Region zu stärken – sowohl intern für eigenen Arbeitnehmer als auch extern für potenziell neue Arbeitskräfte Dabei schaffen wir individuelle Lösungen: Zum Beispiel organisieren wir Azubi-Tage, bei denen unsere Spieler und Trainer aktiv eingebunden sind. Die Teilnehmer bekommen Einblicke in Themen wie Ernährung, Teamfähigkeit und Fitness. Unsere Heimspiele sind zudem ein wichtiger Treffpunkt für regionale Netzwerke, wo Unternehmen ihre Marke präsentieren und Kontakte knüpfen können. Wir arbeiten stetig daran, solche Partnerschaften weiter auszubauen. 

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Nachwuchsförderung? 

Florian Ostendorf: Die Nachwuchsarbeit ist für uns essenziell. Mit unserer GREEN ACADEMY (www.tve-green-academy.com) fördern wir sportliche Talente und stärken junge Menschen unter anderem in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Unser Fokus liegt neben der sportlichen Entwicklung darauf, Werte wie Disziplin, Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen zu vermitteln – Eigenschaften, die sowohl im Sport als auch in der Wirtschaft von unschätzbarem Wert sind. Ein besonderer Schwerpunkt ist, Kinder frühzeitig für Bewegung zu begeistern. Wir arbeiten eng mit Kitas und Grundschulen vor Ort zusammen, um schon bei den Jüngsten das Interesse für Sport zu wecken. Hier haben wir als Profisport vor Ort eine Verantwortung für die Gesellschaft. Dieser wollen wir Gerecht werden – das Thema „Bewegungsförderung“ kommt aus meiner Sicht aktuell viel zu kurz. 

Wirtschaftsforum: Wie meistern Sie die Herausforderungen eines Profivereins in einer kleinen Stadt? 

Florian Ostendorf: Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wollen wir sportlich erfolgreich sein und den Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga schaffen. Andererseits müssen wir wirtschaftlich tragfähige Strukturen schaffen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Unsere Region ist handballbegeistert, was uns hilft, starke Netzwerke aufzubauen. Dennoch erfordert es kontinuierliche Arbeit an unserer Infrastruktur, um die sportlichen und organisatorischen Anforderungen zu erfüllen. Hier haben wir gemeinsam mit der Stadt und der Wirtschaft vor Ort noch einen Weg zu gehen. Diese Herausforderungen können wir nur GEMEINSAM lösen. Ich bin mir aber sicher, das sich das Investment von Stadt und Wirtschaft nachhaltig auszahlen wird. 

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre? 

Florian Ostendorf: Unser Ziel ist es, wieder in der zweiten Bundesliga anzukommen und dort langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Parallel dazu liegt unser Fokus darauf, ein neues Infrastrukturprojekt umzusetzen, das den Profisport und die Nachwuchsförderung der GREEN ACADEMY stärkt. Wir möchten auch Konzepte entwickeln, die als Blaupause für andere Vereine dienen können, insbesondere in kleineren Städten mit ähnlichen Herausforderungen. 

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich an? 

Florian Ostendorf: Ich bin in der Region aufgewachsen und habe eine tiefe Verbindung zur Region und zum TVE. Es begeistert mich, Teil eines Projekts zu sein, das Sport, Wirtschaft und Gesellschaft auf so einzigartige Weise verbindet. Es motiviert mich, dass wir hier etwas aufbauen können, das nachhaltig wirkt und Menschen zusammenbringt. 

Wirtschaftsforum: Was können andere von Ihrer Arbeit lernen? 

Florian Ostendorf: Die Verbindung von Sport und Wirtschaft birgt enormes Potenzial. Es geht nicht nur darum, Geld zu investieren, sondern auch um Austausch und gegenseitiges Lernen. Der TVE zeigt, wie wichtig es ist, Partnerschaften auf Augenhöhe zu gestalten und gemeinsam für eine starke Region einzutreten. 

 

Den originalen Artikel findet ihr auf der Seite des Wirtschaftsforums hier.
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