TVE Ich bin dabei

Über 20 Jahre Herzblut-Bundesligageschichte

18.09.2019

Frank Thünemann, ehemaliger sportlicher Leiter des TV Emsdetten, hat in einem Interview über ihn mal gesagt: „Ohne Helmut wäre der Laden hier schon längst zusammengekracht.“ Gemeint ist Helmut Menke, der seit der Saison 1990/91 den Job des Betreuers unserer Bundesligamannschaft inne hatte und diesen bis zum Abstieg aus der 1. Liga ausführte. Auf stolze 24 Jahre Bundesliga-Handball kann der 74-jährige Nordwalder dabei zurückblicken. Fragt man nach seinen persönlichen Höhepunkten und Geschichten aus all den Jahren, so könnte man an dieser Stelle ein ganzes Buch füllen. Deshalb an dieser Stelle nur die wichtigsten: „Mein absoluter Traum war es natürlich, mit dem TVE einmal in der 1. Bundesliga unterwegs zu sein und so die großen Handball-Arenen Deutschlands näher kennenzulernen. Deshalb bin ich nach dem Aufstieg 2013, als ich ein Jahr zuvor aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste, wieder eingestiegen und habe mir den Betreuer-Job mit Thomas Limberg geteilt. Aber auch die 2. Liga hatte ihren ganz besonderen Reiz und ich kannte alle Hallen, in denen wir auswärts angetreten sind, aus dem Effeff. Ich habe mich über jeden Sieg unserer Mannschaft immer richtig gefreut und war in manch Saison am Ende froh, wenn wir mal wieder den Klassenerhalt in trockene Tücher gebracht hatten. Um sich unter den Trainern Lars Walter und Patrik Liljestrand zu einer Spitzenmannschaft zu entwickeln, die um den Aufstieg in die 1. Bundesliga mitspielt. Unvergessen für mich 2010 die Aufstiegsspiele in Münster und in Wuppertal gegen den Bergischen HC, die wir erfolgreich bestreiten konnten, um anschließend knapp in zwei weiteren Relegationsspielen gegen Bayer Dormagen den Kürzeren zu ziehen. Schön, dass sich drei Jahre später unser Traum vom Aufstieg doch noch erfüllt hat“, blickt Helmut Menke auf die Highlights zurück.

Begonnen hat seine Liebe zum Handball während seiner Zeit beim Bundesgrenzschutz in der Nähe von Lüneburg. „Ich komme eigentlich vom Turnen, aber als mein damaliger Vorgesetzte dort eine Handball-Mannschaft auf die Beine gestellt hat und mich als Rückraumspieler verpflichtete, um anschließend gegen andere Teams antreten zu können, habe ich die Sportart schätzen und lieben gelernt. Zurück in der Heimat habe ich mich dem SC Nordwalde angeschlossen, um dort auf den Positionen Mitte und Kreis zuerst draußen auf dem Feld, später in der Halle zu spielen. Bis in die Landesliga haben wir es geschafft, spielten damals mit dem TV Emsdetten auf Augenhöhe und nur knapp den Aufstieg in die Oberliga verpasst. Als dann meine Kinder Sandra und Holger zur Welt kamen, habe ich mit 36 Jahren die Handballschuhe an den Nagel gehängt.“ Um Jahre später über den Sohnemann wieder den Weg zum Handball zurückzufinden. „Holger hat früh mit dem Handball spielen begonnen und somit waren meine Frau und ich bei seinen Spielen häufig in der Halle zugegen. Er war als D-Jugendlicher schon körperlich vielen seiner Altersgenossen überlegen, zudem mit einem guten Torwurf ausgestattet, so dass er vom damaligen TVE-Abteilungsleiter Lui Bruch angesprochen wurde, ob er sich einen Wechsel nach Emsdetten vorstellen könne. Ab der C-Jugend hat er dann bis zur Ersten das TVE-Trikot getragen, durch ihn bin ich dann auch zum TV Emsdetten gekommen. Als Holger in der A-Jugend war, hat mich dessen damaliger Trainer Peter Paulsen angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, Mannschaftsbetreuer zu werden. Das war mein Einstieg. Als 1990 der damalige Betreuer der Ersten, Klaus Weber, kürzer treten wollte, haben wir beide gemeinsam ein Jahr unter Trainer Rüdiger Süssmilch die 1. Mannschaft betreut, bevor ich in der folgenden Saison alleinverantwortlich war. In meiner ersten Saison waren Vater und Sohn noch gemeinsam in der 2. Bundesliga unterwegs, bevor es Holger anschließend in die 1. Liga zu TuSEM Essen und später zum THW Kiel zog.“

Welche Aufgaben hat ein Betreuer einer Bundesliga-Handballmannschaft? „Meine Aufgaben sind über die Jahre stetig mehr geworden. Ich war für den gesamten Spielablauf zuständig, vom Trikot bis zum Ball musste alles an seinem Platz sein. Der Koordination sämtlicher Termine lag in meinem Verantwortungsbereich, zudem die Bus-Orga inklusive Essen bei Auswärtsfahrten. Bis auf eine Ausnahme habe ich in all den Jahren jedes Spiel in fremder Halle mitgemacht. Das alles kannst du nur leisten, wenn deine Familie voll hinter dir steht und dich unterstützt. So hat meine Frau die Trikots gewaschen und ab und zu auch Nadel und Faden in die Hand genommen, um zerfetzte Trikots wieder in Form zu bringen“, ist der heutige Pensionär froh, dass auch seine Familie mit viel Handball-Herzblut bei der Sache war.“

Einer, der genau weiß, was Helmut Menke in all den Jahren für den TV Emsdetten geleistet hat, ist Dirk Schemann, der selbst über viele Jahre sämtliche Spiele in heimischer  Halle als auch in der Fremde mit dem Mikro begleitet hat. „Was Helmut an Aufgaben für unsere Erste übernommen und umgesetzt hat, das war schon enorm. Bei unseren Spielern hatte er ein hohes Standing, weil er auch außerhalb des Handballs viele Dinge für sie organisiert hat. Eine kleine Anekdote am Rande: Vor jedem Auswärtsspiel hat Helmut immer Brötchen und dergleichen besorgt, und diese Futter-Kiste wurde im Bus immer auf einen Doppelsitz gepackt. Kein Spieler ist in all den Jahren auf die Idee gekommen, diese mal woanders hinzustellen, um dort Platz zu nehmen Es war Gesetz, dass sie dort zu stehen hat, wo Helmut sie platziert hat.“

Nach der Erstligasaison hat Helmut Menke im Sommer 2014 seinen Betreuerjob aufgegeben, um als Großvater mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen zu können. Zudem will der Garten in Schuss gehalten sein, und “Pättkestouren“ durch´s Münsterland stehen in der Familie Menke auch hoch im Kurs. Aber so ganz kann er vom Bundesliga-Handball noch nicht seine Finger lassen und ist in seiner Funktion als Schiedsrichterbetreuer während der Heimspiele weiterhin in unserem Bundesligageschäft eingebunden. Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle bleiben, dass er für seinen Enkel Tim Weischer jahrelang den Chauffeur-Dienst Nordwalde – Emsdetten gespielt hat. Mit Erfolg: Auch die dritte Generation aus dem Hause Menke ist inzwischen in der 2. Bundesliga unterwegs.