TVE Ich bin dabei

"Mit meiner Mannschaft eine gute Saison spielen"

14.10.2019

Seine zweite Bundesligasaison für den TV Emsdetten spielt unsere Nr. 9: Karl Toom. Der estnische Nationalspieler ist im Jahre 2016 als 19-jähriger nach Deutschland gekommen, um seinen Traum vom Handballprofi verwirklichen zu können.

Hallo Karl, du bist in Vilandi/Estland geboren. Stelle uns doch einmal deine Heimat näher vor.

Karl Toom: „Vilandi hat ca. 18.000 Einwohner, ist die fünftgrößte Stadt Estlands und liegt 160 km südlich der Hauptstadt Tallin. Meine ganze Familie lebt dort, meine Eltern sind in der Gastronomie tätig. Sie haben einen Gasthof, in dem mein Vater für die Kneipe zuständig ist und meine Mutter Partys und Hochzeiten organisiert. Bis zur 9. Klasse bin ich in Vilandi zur Schule gegangen, bevor ich auf´s Sportgymnasium nach Tallin gewechselt bin und dort im Internat gewohnt habe. Wir hatten zweimal pro Tag Training, neben Handball habe ich viele andere Sportarten ausprobieren können. Ich vermisse natürlich ein wenig meine Heimat, besuche aber mehrmals im Jahr meine Familie. Gerade in der Sommerpause ist es schön, dort zu sein. Ich habe Geburtstag und wir feiern dann mit der Familie und Freunden. Zusätzlich bin ich drei- bis viermal im Jahr für ein Woche zu Lehrgängen und Spielen der Nationalmannschaft in Estland.“

Wie bist du als Kind zum Handball gekommen?

Karl Toom: „Durch meinen jüngeren Bruder, den ich mal zu seinem Training in die Sporthalle begleitet habe, bin ich mit acht Jahren zum Handball gekommen. Dort hat mich ein Trainer angesprochen. Das Handballspielen hat mir direkt Spaß gemacht, am Anfang habe ich aber auch noch andere Sportarten ausprobiert. Mein Training in der Jugend war von der alten russischen Handballschule geprägt. Wir hatten einen sehr strengen Trainer, der keine Fehler zugelassen hat. Während meiner Zeit im Sportinternat habe ich in zwei Mannschaften gespielt. Zum einen für die Schulmannschaft, zum anderen am Wochenende  – wenn es zeitlich möglich war - für meinen Heimatverein Vilandi HC in der Baltic Handball League. Anders als in Deutschland werden im Jugendhandball nur Turniere gespielt, an denen du an bestimmten Wochenenden 5 bis 6 Spiele hast.“ 

Mit wie viel Jahren bis du nach Deutschland gekommen?

Karl Toom: „Nach meinem Sportabitur mit 19 Jahren. Mein Spielerberater hat gute Kontakte nach Deutschland, so dass ich gemeinsam mit meinem Freund Karl Roosna den Schritt gegangen bin. Karl hat einen Vertrag bei TuSEM Essen unterschrieben, ich bin nach Süddeutschland zum TV Neuhausen gewechselt. Anfangs war es in Deutschland sehr schwierig für mich, da ich mir nach zwei Wochen im Training einen Kreuzbandriss zugezogen habe. Auch sportlich lief es nicht wie gewünscht, denn wir sind aus der 2. Bundesliga abgestiegen.“

Du bist jetzt seit vier Jahren in Deutschland. Was ist für dich typisch deutsch?         

Karl Toom: „Ganz klar die Bürokratie. In Estland habe ich in meinem bisherigen Leben vielleicht fünf Briefe bekommen, in Deutschland an manchen Tagen genauso viele. Ich habe inzwischen eine Postmappe, um die ganzen Briefe abzuheften. Der Handball in Deutschland ist sehr stark, allein wenn ich mir die 1. und 2. Bundesliga anschaue. Das Training hier ist sehr wissenschaftlich angelegt, als Spieler bekommst du viele Informationen. Viele technische und taktische Dinge, die ich in den vergangenen Jahren gelernt habe.“   

Seit 2018 spielst du für den TV Emsdetten in der 2. Handball-Bundesliga.

Karl Toom: „Für mich war es schon als kleiner Junge ein Traum, einmal in der deutschen Bundesliga zu spielen. Aktuell geht es für mich darum, verletzungsfrei zu bleiben, in der 2. Liga viel Spielpraxis zu bekommen, mich zu etablieren und mit meiner Mannschaft eine gute Saison zu spielen. Meine Eltern sind natürlich stolz auf mich, dass ich als Handballer finanziell auf meinen eigenen Beinen stehe. Zweimal pro Tag habe ich Training, dazu die Spiele am Wochenende. Nebenher arbeite ich noch als Fitnesstrainer im „Kraftwerk“ des TV Emsdetten. Durch mein Sportabitur bin ich auf diesen Job ganz gut vorbereitet worden. In der Freizeit unternehme ich viel mit meinen Mannschaftskollegen. Wenn am Wochenende Zeit bleibt, besuche ich auch mal meinen Freund Karl Roosna, der jetzt für die HSG Krefeld spielt.“

Du bist estnischer Nationalspieler – wie läuft´s gerade mit der Nationalmannschaft?

Karl Toom: „Leider haben wir uns nicht für die kommende Europameisterschaft im Januar qualifizieren können. Unsere Nationalmannschaft ist sehr jung und ich bekomme immer viel Spielpraxis. Unser Ziel ist es, einmal an einer WM oder EM teilzunehmen.“

Abschließende Frage: Warum trägst du die Rückennummer 9?

Karl Toom: „Seit meiner Kindheit trage ich die Nummer 19. Als ich zum TVE gekommen bin, war diese Nummer schon an Yannick Dräger vergeben. Da habe ich die 1 gestrichen und laufe jetzt mit der Nummer 9 auf.“