TVE Ich bin dabei

"Ein absoluter Glücksgriff"

16.12.2019

Seine erste Saison im Trikot des TV Emsdetten spielt Johannes Wasielewski. Das Attribut „Überragend“ trifft es ganz gut, was der 22-jährige Linkshänder für unseren TVE in Angriff und Abwehr leistet. Das sieht auch Coach Daniel Kubeš so: „Johannes ist ein absoluter Glücksgriff für uns. Er konnte seine Leistung im Vergleich zum Vorjahr stabilisieren. Wir haben ihm einige Spielideen aufgezeigt, die ihm geholfen haben, sein Angriffsspiel zu verbessern. In unserer Abwehr ist er eine `Bank´. Für mich zählt Johannes zu den besten Halbrechten der 2. Bundesliga.“

Hallo Johannes, du bist in Halle a. d. Saale geboren. Wie bist du als Kind zum Handball gekommen?

Johannes Wasielewski: „Meine Vater meinte zu Beginn meiner Grundschulzeit: Du musst Sport machen. Auf Fußball hatte ich keinen Bock, da hat er mich mit sieben Jahren zum Handball geschickt. Das war von Beginn an mein Sport. Gestartet bin ich beim HC Einheit Halle 05. Im Alter von neun Jahren hat mein damaliger Trainer Grundmann mein Talent erkannt und mich gefördert. So habe ich als Kind schon mit den höheren Jahrgängen Handball gespielt. So machst du enorme Leistungsfortschritte. 2010 gab es bei uns in Halle eine Talentsichtung des Landes Sachsen-Anhalt. Dort wurden die Nachwuchstrainer des SC Magdeburg auf mich aufmerksam. Im Jahr 2010 bin ich als 12-jähriger auf´s Sportgymnasium in die Landeshauptstadt gewechselt und durfte in den Jugendmannschaften des SCM spielen. Meine Eltern haben mich dahingehend unterstützt, dass sie sich einen Zweitwohnsitz in Magdeburg zugelegt haben und immer zwischen beiden Städten gependelt sind.“    

Die Nachwuchsarbeit SC Magdeburg gilt deutschlandweit als eine der besten. Was ist entscheidend, dass Talente wie du den Sprung aus dem Jugendbereich in die Bundesliga schaffen?

Johannes Wasielewski: „Damals war der SCM die Nr. 1 im Nachwuchs-Handball, für einen jungen Spieler wie mich war es eine große Herausforderung, mit vielen Top-Talenten zu trainieren und zu spielen. Da heißt es ranhalten, durchsetzen und etablieren. Und ganz wichtig: Verletzungsfrei bleiben. Damals wurde mir als A-Jugendlicher vom damaligen Youngsters-Trainer Bennet Wiegert die Chance geboten, im Seniorenbereich in der 3. Liga zu spielen. Mit 17 Jahren habe ich dort mein erstes Tor geworfen und habe knapp zwei Jahre bei den SCM-Youngsters gespielt. Durch meinen Bruder, der damals in Dessau gespielt hat, kam der Kontakt zum DRHV zustande. So gelang mir der Sprung in die 2. Bundesliga.“   

Seit Sommer dieses Jahres spielst du für den TV Emsdetten. Aktuell bist du bester Feldtorschütze der 2. Handball-Bundesliga.

Johannes Wasielewski: „Dafür sind zwei Gründe entscheidend. Zum einen kommen wir als Mannschaft untereinander extrem gut miteinander aus. Mir helfen Spielmacher Sören Kress und Marcel Schliedermann, wir sprechen viel miteinander und ich profitiere von deren Erfahrung. Zum anderen ist da natürlich mein Trainer zu nennen. Daniel Kubeš hat ein unglaubliches Fachwissen und durch seine Karriere als Spieler ist er eine Handballpersönlichkeit.“ 

Dein Ziel: 1. Bundesliga?

Johannes Wasielewski: „Definitiv! Jeder junge Spieler in der 2. Handball-Bundesliga wünscht sich, später einmal in der 1. Liga spielen zu dürfen. Mein persönlicher Traum ist es aber, eines Tages beim europäischen Spitzenverein Veszprém auf der Position meines Vorbildes László Nagy zu spielen. Und Nationalspieler zu werden, dem einmal in seinem Leben eine olympische Medaille um den Hals gehängt wird: Das wäre cool.“

Auch dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es in Deutschland die Ossi-Wessi-Diskussionen. Wie siehst du das Ganze aus der Sicht eines Ossis, der jetzt tief im Westen lebt und Handball spielt?

Johannes Wasielewski: „Im Osten bin ich mit diesen ganzen Diskussionen kaum in Berührung gekommen. Jetzt, da ich als Hallenser in Emsdetten wohne, machen sich manchmal die Mitspieler über meinen Akzent lustig. Da gibt es während des Trainings ein paar Späße auf meine Kosten… und von mir einen Spruch zurück. Die Wiedervereinigung kenne ich nur aus den Erzählungen meiner Familie und aus Büchern und Dokus. Ich persönlich habe nach der Wende von den gut ausgebildeten Handball-Trainern der ehemaligen DDR profitiert.“