Seit drei Wochen ist Tomáš Urban nun schon in Emsdetten, um unsere rechte Seite zu verstärken. Seinen Einstand gegen die HSG Krefeld war mehr als gelungen, vier Tore steuerte der slowakische Nationalspieler zum deutlichen Sieg bei. Der 30-jährige Linkshänder, der beim TVE einen Vertrag bis Sommer 2021 unterschrieben hat, hat eine bewegte Handball-Vita zu bieten.

Hallo Tomáš, du bist in Košice/Slowakische Republik geboren. Stelle uns doch einmal deine Heimat näher vor.

Tomáš Urban: „Košice ist die zweitgrößte Stadt der Slowakei und hat ca. 240.000 Einwohner. Die Menschen dort sind sehr sportbegeistert, absolute Sportart Nr. 1 ist der Eishockey, gefolgt von Fußball und Handball. In jeder dieser Sportarten ist Košice in der höchsten Liga des Landes vertreten. 2013 waren wir EU-weit für ein Jahr die „Sportstadt Europas“. Wenn ich meine Handballkarriere im Ausland eines Tages beenden werde, möchten wir als Familie dorthin wieder zurück.“

Wie bist du als Kind zum Handball gekommen?

Tomáš Urban: „Durch meinen älteren Bruder habe ich als Grundschüler das erste Mal ein Handballspiel erlebt. Wenig später hat mich dann ein Freund mit zum Training genommen. Mein Talent wurde von einem Lehrer entdeckt, der mich auf einem Schulturnier gesehen und mich auf´s Sportgymnasium geholt hat, an dem mein sportlicher Schwerpunkt Handball war. Im Alter von 15 Jahren wurde ich erstmalig in die Jugendnationalmannschaft berufen, über die Juniorenauswahl ging es dann bis zur A-Nationalmannschaft.“

Wie war dein Einstieg als Handballprofi?

Tomáš Urban: „Nachdem ich 2009 mein Sportabitur gemacht hatte, bekam ich über meinen Berater ein Angebot des ungarischen Vereins Tatabánya und habe dort einen Vierjahres-Vertrag unterschrieben. Als sich 2011 beim KC Telekom Veszprém während der Saison beide Rechtsaußen verletzten, kam deren damaliger Trainer Lajos Mocsai auf mich zu und ich spielte bis Saisonende bei diesem europäischen Spitzenclub. Eine unglaubliche Erfahrung: Spiele in der Champions League, dazu Meister und Pokalsieger. Anschließend ging es zurück nach Tatabánya. Von 2012 bis 2015 habe ich dann für Tatran Prešov in der slowakischen Extra-League gespielt. In der Zeit sind wir dreimal Meister geworden und haben in den europäischen Pokalwettbewerben gespielt.“   

Um im Sommer 2015 in die 1. Bundesliga zu wechseln.

Tomáš Urban: „Für jeden Handballer ist es ein absoluter Traum, einmal in dieser Liga zu spielen. Im ersten Jahr lief es sportlich nicht so gut, da ich mit meinem Verein ThSV Eisenach wieder in die 2. Bundesliga abgestiegen bin. Anschließend verlief die Saison 2016/17 persönlich für mich gut und ich konnte insgesamt für Eisenach 177 Tore in der 2. Liga werfen, so dass die Verantwortlichen von FrischAuf Göppingen auf mich aufmerksam wurden und mich zurück in die 1. Bundesliga geholt haben.“

Dort bist du dann aber vom Pech verfolgt worden. 

Tomáš Urban: „Das kann man wohl sagen. Im Oktober 2017 habe ich mir die Mittelhand gebrochen: Sieben Wochen Pause. Anschließend im ersten Spiel nach dieser Verletzungspause ist mir die Achillessehne im linken Fuß gerissen: Saisonaus. Das war die bislang schwierigste Phase in meinem Sportlerleben. 36 Stunden nach Spielende wurde ich operiert, anschließend Reha. Klar, du machst dir Gedanken, wie es weitergehen soll nach solch einer schlimmen Verletzung. Da heißt es optimistisch bleiben und sich immer wieder neue Teilziele setzen. Im Sommer 2018 hat mir Göppingen angeboten, die Vorbereitung mitzumachen, um wieder reinzukommen. Einen Vertrag konnten sie mir nicht bieten, da sie schon zwei Spieler für Rechtsaußen verpflichtet hatten. Im Oktober wusste ich: Die Achillessehne hält. Ich bin bereit für neue Aufgaben.“

Es ging dann in die 2. Bundesliga zum TV Großwallstadt.

 Tomáš Urban: „Über den Großwallstädter Torhüter Jan-Steffen Redwitz, den ich noch aus Eisenach kannte, ist der Kontakt zum TVG entstanden. Ich unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende und war wieder glücklich, Handball spielen zu können. Bis mir im April 2019 die Bizepssehne im rechten Arm riss und ich somit meiner Mannschaft im Abstiegskampf nicht mehr helfen konnte. Großwallstadt bot mir anschließend einen Vertrag für die 3. Liga an. Das wollte ich aber nicht und bin im vergangenen Sommer zurück in die Heimat gegangen, um für MHK Košice zu spielen.

Wie kam der Wechsel zum TV Emsdetten zustande?

Tomáš Urban: „Vor der Saison hatte ich schon einmal mit Daniel Kubeš gesprochen. Damals konnte ich ihm aber noch nicht sagen, wie lange ich noch Probleme mit meinem Bizeps habe. Im Dezember gab es ein erneutes Telefongespräch, anschließend ein Angebot vom TVE bis 2021. Schön, dass es mit Handball in Deutschland weitergeht. Inzwischen habe ich in Emsdetten auch eine Wohnung gefunden, so dass jetzt meine Familie nachkommen kann.“ 

Neben deinem Engagement bei TV Emsdetten bist du auch Nationalspieler der Slowakischen Republik.

Tomáš Urban: „In den vergangenen Jahren lief es für unsere Nationalmannschaft nicht so optimal. 2012 haben wir das letzte Mal an einem großen Turnier teilgenommen, ein Jahr später sind wir dann in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft gescheitert. Seitdem bekommen wir in den Qualifikationsrunden für EM oder WM immer starke Gegner wie Ungarn oder Schweden zugelost. Das macht das Ganze recht schwierig.“

Abschließende Frage: Warum trägst du die Rückennummer 20?

Tomáš Urban: „Die Zahl hat für mich keine besondere Bedeutung. Seitdem ich im Seniorenbereich spiele, habe ich bislang bei allen Vereinen und in der Nationalmannschaft diese Rückennummer getragen.“