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Konstantin Madert: Unser emotionaler Leader

30.09.2019

Obwohl er die Nummer 16 auf dem Trikot hat, ist er seit 2016 unsere Nr. 1 zwischen den Pfosten: Konstantin Madert. Zudem ist er emotionaler Leader unserer Mannschaft, der seine Vorderleute gerne mal pusht und zu Höchstleistungen treibt. 

Hallo Konstantin, du bist in Detmold/Ostwestfalen geboren. Sören Südmeier vom ASV Hamm, der ebenfalls aus dieser Region stammt, sagt über seine Heimat: „Ostwestfalen ist handballverrückt, Handball Sportart Nr. 1.“ Wie sehr hat dich die Region geprägt?

Konstantin Madert: „In meiner Jugend war der TBV Lemgo die Top-Mannschaft der Handball-Bundesliga. Mit Markus Bauer, Christian Schwarzer, Daniel Stephan und einigen anderen spielte die halbe Nationalmannschaft beim `TBV Deutschland´. Detmold ist nur 10 Kilometer von Lemgo entfernt, so konnte ich viele Spiele live sehen. Damals war ich großer Fan von Keeper Christian Ramota, der ebenfalls für den TBV auflief. Mit dem Handball spielen habe ich mit acht Jahren begonnen. Schnell habe ich gemerkt, dass dieser Sport sowas von mein Ding ist. Doch in Detmold gab es nur eine Trainingseinheit pro Woche, das war mir zu wenig. Als Jugendlicher hatte ich viel Kontakt zu Ulf Ganschow, damals Linksaußen beim TBV. Über ihn bin ich zusammen mit einem Kumpel im Jahr 2002 ins Handball-Internat Halle/Sachsen-Anhalt gekommen. Jeden Morgen schon vor der Schule die erste Trainingseinheit – da wurde man auf ein Leben als Handballer getrimmt. 2005 dann der Wechsel zurück ins Ostwestfälische nach Lemgo. In der TBV-Jugend, in der ich zwei Jahre A-Jugend gespielt habe, konnte ich erste Eindrücke vom Profi-Handball sammeln, da ich dort auch unter Coach Volker Mudrow trainieren durfte. 2007 konnte ich beim TuS N-Lübbecke meinen ersten Profivertrag unterschreiben, drei Jahre später folgte der Wechsel zu GWD Minden – eigentlich eine Todsünde in Ostwestfalen! Damals habe ich zwei Jahre unter Aaron Ziercke bei den GWD-Youngsters trainiert, mit dem ich absolut auf einer Wellenlänge lag. Die Verantwortlichen in Minden haben gemerkt: Ich will. So habe ich unter Chef-Trainer Ulf Scheffert regelmäßig Einsatzzeiten in der 1. Mannschaft bekommen.“

Im Jahr 2012 folgte der Wechsel nach Oslo in die 1. Norwegische Liga. Wie kam es dazu?

Konstantin Madert: „Es gab auch Angebote aus der 2. Bundesliga, ich habe mich damals aber dagegen entschieden. Entscheidend für meinen Wechsel nach Norwegen war, dass Frode Scheie Trainer beim Erstligisten Follo HK war. Ich wollte viel lernen, und da Frode Scheie als ehemaliger Weltklasse-Torhüter, der in der 1. Bundesliga unter anderen für die SG Flensburg-Handewitt zwischen den Pfosten stand, einen guten Ruf hat, ging´s für mich nach Oslo. Eine tolle Stadt, in der ich auch abseits des Handballs viel erlebt habe. Menschlich haben mich die eineinhalb Jahre in Norwegen absolut nach vorne gebracht, ich habe viel von der norwegischen Mentalität lernen können.“

Im Januar 2014 ging es dann aber zu den Rimparer Wölfen zurück nach Deutschland. Warum?

Konstantin Madert: „Max Brustmann, damals die Nr. 1 im Tor der Wölfe, hatte sich verletzt. Der Kontakt kam über Martin Ziemer, damals Torhüter des TSV Hannover-Burgdorf, zustande, der mit meinem damaligen Trainer Jens Bürkle befreundet ist. So hat sich der Wechsel in die 2. Bundesliga ergeben, den ich nicht bereut habe. Jens Bürkle ist ein unglaublich guter Trainer, der alles im Griff und das große Ganze im Blick hat.“

Seit 2016 stehst du nun schon für den TV Emsdetten zwischen den Pfosten und hast einige Höhen und Tiefen erlebt.

 Konstantin Madert: „Als die GmbH im Herbst 2017 kurz vor der Insolvenz stand und wir Spieler auf unsere Gehälter warten mussten, war ich kurz davor, den Verein zu wechseln und hatte mit meinem Berater schon Gespräche geführt. Hätte ich damals nicht einen Nebenjob gehabt, dann wäre es mit der Miete für meine Wohnung ziemlich eng geworden. Seit Anfang 2018 geht es beim TVE in allen Bereichen wieder bergauf. Ein Wort ist wieder ein Wort, da können wir uns bei Heike und Frank drauf verlassen. Bis zur vergangenen Saison hatten sie die Aufgabe, die entstandenen Altlasten zu beseitigen, um jetzt neue Dinge auf den Weg bringen zu können. Das spüren wir Spieler in dieser Saison, es ist einiges neu angeschoben worden, dass uns im sportlichen Bereich nach vorne bringt.“

Eine Saison wie die vergangene brauchst du aber nicht noch einmal…

Konstantin Madert: „Die letzte Saison mit Abstiegskampf war echt schwierig. Ich persönlich habe mir viel Druck gemacht, in jedem Spiel liefern zu müssen. Das war vom Kopf her eine harte Nummer.“

Betrachtet man den aktuellen Saisonstart, so fallen die vielen Paraden des Konstantin Madert auf. Du scheinst jetzt in guter Form zu sein.

Konstantin Madert: „In der Sommerpause habe ich für mich ein persönliches Saisonfazit gezogen: Ich war verunsichert und mir hat die Ruhe gefehlt. Deshalb habe ich in der freien Zeit mal komplett abgeschaltet und den Handball außen vor gelassen. Einfach mal nichts tun, den Urlaub genießen und eine Runde Golf spielen. Das hat mir gut getan. Zudem hat mir mein Berater Frank Schoppe, der auch mein Personal-Coach ist, im Bereich Mentaltraining auf die Sprünge geholfen. Jetzt ruhe ich wieder in mir und das merkt man dann an meinen Leistungen. Zudem habe ich jetzt vor mir eine Abwehr stehen, die einen richtig guten Job macht.“

Stefan Kretzschmar, in den Medien das deutsche Handballgesicht, hat des Öfteren betont: „Man muss es wollen, in den Medien präsent zu sein und mit ihnen spielen können.“ Du scheinst Bock drauf zu haben?

Konstantin Madert: „Mir macht es Spaß, in den Medien zu sein und versuche immer, in Sachen Technik auf dem neuesten Stand zu sein. Das Internet ist ein schönes Medium, um zu zeigen, wie es auch im Hintergrund so läuft. In den letzten Jahren hat sich im Social-Media- Bereich des TVE viel entwickelt, und es macht mir Spaß, auf Facebook und Instagram meinen Teil dazu beizutragen. Aber in erster Linie möchte ich natürlich über meine sportlichen Leistung auffallen.“